Acta Universitatis Upsaliensis. Acta Societatis Linguisticae Upsaliensis. 2:2. 1970

Zur Grundlagenforschung der geschriebenen Sprache



Man trifft in der sprachwissenschaftlichen Literatur unter den neuen Fachausdrücken, welche in den letzten Jahrzehnten eine allgemeine Verwendung gefunden haben, solche wie Graphem und die diesem Fachausdruck nahestehenden Ausdrücke Graph, graphematisch und Graphemik an. Im Folgenden sollen einige elementare, aber grundlegende Fragen behandelt werden, welche diese Ausdrücke betreffen.

Die geschriebene und die gesprochene Sprache. Es ist nach verschiedenen sprachwissenschaftlichen Untersuchungen üblich geworden, die gesprochene Sprache als das Objekt der Sprachforschung anzusehen, die man oft als die „eigentliche Sprache" oder als Sprache schlechthin aufgefasst hat. Dagegen wird die geschriebene Sprache für eine uneigentliche Sprache (oder für eine „Sprache zweiter Hand") gehalten, d. h. entweder für etwas, was ganz und gar ausserhalb der Sprachforschung gehört, oder für etwas, was nur eine untergeordnete Stellung innerhalb dieses Forschungsbereiches einnimmt. Die erste Auffassung, nach der die geschriebene Sprache ausserhalb der Sprachforschung stehen soll, wird z. B. von Charles F. Hockett in seinem Werk „A Course of Modern Linguistics" (New York 1958) vertreten. Hier wird ein Unterschied zwischen der Sprache („language") und der Schrift („writing") gemacht und die Schrift aus dem linguistischen Gebiet in den Bereich der sog. Graphonomie verwiesen. Die zweite und weniger schroffe Auffassung findet eine sehr umfangreiche Anwendung. Ich zitiere hier z. B. drei Sätze aus dem Werk „Introduction to a Theory of Language Planning" (Uppsala 1968) von V. Tauli. Er schreibt auf S. 127: „Writing is a very important factor in linguistic communication and exercises some influence upon speech. Its task is to represent language graphically. This is the view of the ordinary man and most linguists".

Es gibt aber auch Auffassungen anderer Art über das Verhältnis zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Sprache. Zwar hat niemand vermutlich eine so schroffe Auffassung anderer Art vertreten, dass

32
man sie als genaues Gegenteil der Auffassung von Hockett ansehen möchte und dass man somit nur die Schrift als in den Bereich der Sprachforschung gehörend betrachten könnte. Die Lage der geschriebenen Sprache und ihre Bedeutung hat heute jedoch Hervorheber gefunden, die an Zahl zunehmen.

Unter ihnen hat der schwedische Forscher Sture Allén einen bemerkenswerten Platz. Er hat in seinem vor einigen Jahren erschienenen Werk „Grafematisk analys som grundval för textedering med särskild hänsyn till Johan Ekeblads brev till brodern Claes Ekeblad 1639-1655" (Göteborg 1965) einen Standpunkt vertreten, der von der früheren Forschung abweicht und neue Gesichtspunkte eingehend begründet. Allén betont in seiner Darstellung intensiv a) die Selbständigkeit der geschriebenen Sprache und b) die Bedeutung und Gleichberechtigung ihrer Forschung neben der Forschung der gesprochenen Sprache.

Aus dem ersten historischen Teil seinen Werkes geht deutlich hervor, wie das frühere, hauptsächlich auf die gesprochene Sprache sich konzentrierende Interesse in der letzten Zeit immer mehr abgenommen hat1.

________
1 Zu dieser von Allén sorgfältig verfassten historisehen Darstellung möchte ich noch einen anspruchslosen Zusatz hinzufügen, denn in diesem Zusammenhang sollte auch eine im Jahre 1932 von mir veröffentlichte Arbeit erwähnt werden, weil in ihr die sich später verbreitenden Ansichten das erste Mal veröffentlicht worden sind. (Einige andere Beiträge für diese historische Darstellung bieten neuerdings u. a. Wolfgang Fleischers "Strukturelle Untersuchungen zur Geschichte des Neuhochdeutschen", Berlin 1966, und Ilpo Tapani Piirainens „Graphematische Untersuchungen zum Frühneuhochdeutschen", Berlin 1968, S. 12-19.) Das Fehlen meiner Schrift bei der Allénschen Arbeit ist freilich dadurch zu erklären, dass sie auf finnisch publiziert ist (auf schwedisch habe ich gleiche Ansichten erst später und in einem leicht unbemerkt gebliebenen Zusammenhang, nämlich in dem Artikel „ Skriften och talet.  I anledning av Svenska Akademiens remissutlåtande 'Svenska Akademien och stavningsfrågan, 1943"', Folkskollärarnas tidning 1944, nr 6, 7 veröffentlicht). Mein Artikel „Grafeema- ja foneemasuomen suhteesta" (=Über das Verhältnis zwischen dem Graphem- und Phonemfinnischen) ist erschienen in der sprachwissenschaftlichen Zeitschrift Virittäjä (S. 6-26). In diesem Artikel habe ich gewisse gebräuchliche Ansichten kritisiert, die ich mit einigen Zitaten von de Saussure belegt habe. Hier wird u. a. gezeigt, dass sich die Ausdrücke der geschriebenen Sprache nicht auf die Ausdrücke der gesprochenen Sprache als ihre Bedeutung beziehen, wie man so oft gedacht hat. „Unvergleichlich öfter trifft man Grapheme an, deren Bedeutungen solche Gegenstände und Sachverhalte sind, die aus keinen Phonemen bestehen. Verhältnismässig selten sind die Fälle, in denen die Bedeutungen der Grapheme etwas anderes sind, also Phoneme (oder andere Grapheme). Diese Fälle sind natürlich auch möglich. Sowohl Grapheme als auch Phoneme gehören grundsätzlich in einen ähnlichen Bereich der Gegenstände wie z. B. ein Tintenfass, ein Tisch u. a. m. und

33
Schon Adolf Noreen hat in seinem unvollendet gebliebenen Standardwerk „Vårt språk" (1903) die Auffassungen späterer Zeiten vorausgesehen, wenn er darauf hinweist, dass die geschriebene Sprache sich der gesprochenen Sprache für denjenigen zur Seite stellt, der sie völlig beherrscht „såsom ett annat direkt medel för tankemeddelelse". Seine beachtenswerte Ansicht ist wichtig und seine Vorhersage, die vor allem in die Psychologie des Lesens gehört, hat sich in vielen Fällen später verwirklicht.

Obgleich die Betonung der Lage der geschriebenen Sprache auch reichlich genug motiviert ist, so ist es zuzugeben, dass in der Sprachwissenschaft auf die geschriebene Sprache doch stets sehr grosses Gewicht gelegt worden ist. Unter anderem ist die Zweckmässigkeit der Art und Weise, wie man die Aufzeichnungen der Rede zu machen hat, immer eine wichtige und viel überlegte Frage gewesen. Da ein unmittelbares Aufbewahren der gesprochenen Sprache bis vor kurzem schwierig und unzureichend war, in früheren Zeiten auch völlig unmöglich, so ist die zweckmässigste Art des Schreibens ein Problem gewesen. Und wenn die gesprochene Sprache verklungen ist und auf keine andere Art mehr zu erfassen ist, als durch die aus der Schrift zu ziehenden Schlussfolgerungen, so ist das Lesen des Geschriebenen, besonders der Buchstabenschrift ein anderer Weg gewesen, auf dem die Schreiblehre Platz in der Sprachwissenschaft gefunden hat. Das Wesentliche des Fortschrittes liegt nicht so viel in dem Zuwachs des Interesses für die geschriebene Sprache als darin, dass d e r   e n t s t a n d e n e   G e d a n k e  ü b e r  d i e  g e s c h r i e b e n e  S p r a c h e   a l s  e i n  s e l b s t ä n d i g e s   S y m b o l s y s t e m   i m m e r   m e h r  B o d e n   g e w o n n e n  h a t.

________
auch sie können von Graphemen bezeichnet werden ... Die Grapheme bezeichnen namentlich Wörter oder ihre Teile vor allem nur in der sprachwissenschaftlichen Literatur ... Wenn man über das bisher Gesagte hinaus in Betracht zieht, dass die Symbole der Graphemsprache durchgängig andere sind als die der Phonemsprache, so kann daraus sich nichts anderes ergeben als, dass die Graphemsprache ein selbständiges Symbolsystem ist, das prinzipiell ähnlich ist wie die Phonemsprache."

Wie ersichtlich ist, benutze ich in meinem obengenannten Artikel schon das von mir gebildete Fachwort, welches in der Sprachforschung heute allgemein in Gebrauch genommen worden ist und welches Allén in der ein wenig später erschienenen Arbeit „Einige grundlegende Tatsachen der Worttheorie nebst Bemerkungen über die sogenannten unvollständigen Symbole" (Erkenntnis, Bd. IV, 1934), die ich zusammen mit Uuno Saarnio verfasst habe, gefunden hat. Vielleicht hat der heutige Leser auch für den Ausdruck „ein selbständiges Symbolsystem" Interesse, der in der erwähnten deutschen Arbeit auch benutzt worden ist. Über die Selbständigkeit der geschriebenen Sprache ist ja später viel geschrieben worden.

34

Die Selbständigkeit der geschriebenen Sprache. Wenn über die Selbständigkeit des von der geschriebenen Sprache gebildeten Systems hervorhebend und immer mehr gesprochen wird (Sture Allén hat in seiner Untersuchung S. 13 eine ansehnliche Menge hervorragender Forscher erwähnt, die nach ihm „har framhållit skriftspråkets självständighet som kommunikationsmedium och likställighet med talspråket som lingvistiskt forskningsobjekt"), entsteht die Frage, was eigentlich unter der Selbständigkeit der geschriebenen Sprache genauer gesagt zu verstehen ist.

Wenn man die Selbständigkeit der geschriebenen Sprache so verstehen wollte, dass sie  u n a b h ä n g i g   v o n   d e r   g e s p r o c h e n e n   S p r a c h e  wäre—eine solche Auffassung könnte die Betonung der Selbständigkeit einer Sprache veranlassen—, so ist ohne weiteres festzustellen, dass die Buchstabenschriftsprachen — von denen hier die Rede ist—w e d e r   i n  B e z u g   a u f   i h r   E n t s t e h e n  n o c h   i n   B e z u g   a u f   i h r e n   A u f b a u   v o n   d e r  g e s p r o c h e n e n   S p r a c h e   u n a b h ä n g i g  s i n d. Im Gegenteil sind sie von der gesprochenen Sprache sehr abhängig und sind dies immer gewesen1.

Ohne das Entstehen der Buchstabenschrift näher zu behandeln, sei nur allgemein erwähnt, dass die Buchstabenschriftsprachen auf Grund der betreffenden gesprochenen Sprache ihre Gestalt, als Funktion der gesprochenen Sprache, bekommen haben. Die Buchstabenschrift hat man wesentlich darauf aufgebaut, dass man die Zuordnung erfunden hat, in der gewissen sich wiederholenden Bestandteilen der gesprochenen Sprache bestimmte optische, beständige Zeichen entsprechen.2 Wenn man an das Entstellen und die Abhängigkeit der Schrift denkt, so ist die Buchstabenschriftsprache gerade als eine Sprache zweiter Hand darzustellen, und wenn also die Auflassungen der älteren Sprachwissenschaftler diesen

________
1 Sogar eine solche Schriftsprache wie die chinesische, deren Zweck nicht die Leseart festzulegen ist und die tatsächlich auf verschiedene Art gelesen wird und schon Jahrhunderte lang gelesen worden ist, zeigt sich in gewissen Stellen als von der gesprochenen Sprache abhängig oder abhängig gewesen zu sein. Siehe B. Karlgren Kina i tal och skrift, Stockholm 1965, S. 52 55.

2 In seinem Artikel „Graphic and Phonic Systems: Figurae and Signs" (Word, vol. 21, 1965, S. 209) stellt Ernst Pulgram klar und deutlich diese Tatsache wie folgt dar: „The invention of alphabetic writing is clearly founded upon the recognition that speech is segmentable into a sequence of discrete, distinctive units, i.e. phonemes. Though an utterance bounded by pauses emerges as a continuum, the speaker and hearer are cognizant of the recurrence of a finite number of minimal segments, which can be severally visualized by different written marks, or alphabetic graphemes. "

35

schriftgenetischen Gedankengang enthalten, so haben sie in ihrer Wertung bezüglich des Verhältnisses zwischen der gesprochenen und geschriebenen Sprache völlig Recht. Und in der Sprachwissenschaft kann nichts geschehen, was diese erwähnte historische Tatsache zum Schwanken bringen könnte. Helmut Gipper benutzt in seinem Programmartikel „Zielsetzungen der Sprachwissenschaft 1924 und heute" (Folia linguistica, T. 1, S. 110-118) sehr treffend die Benennung Epiphänomen für alle übrigen Zeichensysteme ausser den gesprochenen. Theoretisch betrachtet wäre es natürlich möglich, dass irgendeine optische Sprache, z. B. eine aus Buchstaben bestehende Geheimsprache, nach ihrem Entstehen und Aufbau ganz und gar von der gesprochenen Sprache unabhängig wäre.

Die Selbständigkeit einer Sprache kann jedoch auch anders aufgefasst werden, und in diesem Fall wird sie anscheinend ja anders aufgefasst als eine Unabhängigkeit von der gesprochenen Sprache. Die Selbständigkeit für die geschriebene Sprache (im Vergleich zur gesprochenen Sprache) wird vor allem der Umstand ergeben, dass sie eine optische Sprache ist und ihre Zeichen (bzw. Wörter) alle  o p t i s c h,  v i s u a l   u n d   n i c h t   a k u s t i s c h,   a u d i t i v   s i n d  wie die der gesprochenen Sprache. Die Selbständigkeit besteht ferner darin, dass unter die Zeichen der Schrift auch solche Bestandteile gehören, die keine oder keine regelmässigen Entsprechungen auf der Seite der gesprochenen Sprache haben (wie es auch in der gesprochenen Sprache gewisse Bestandteile gibt, die keine oder wenigstens keine regelmässigen Entsprechungen in der geschriebenen Sprache haben). Auf Grund dieser Tatsachen ist es völlig klar, dass j e d e   g e s c h r i e b e n e   S p r a c h e  e i n  v o n  a l l e n   a k u s t i s c h e n   S p r a c h e n  v e r s c h i e d e n e s  S y m b o l s y s t e m   i s t   u n d   i n  d i e s e m   S i n n e   a l s   s e l b s t ä n d i g   a u f z u f a s s e n   i s t. Aus der Verschiedenheit der sprachlichen Elemente, welche materiell wesentliche und auch anzahlmässige Verschiedenartigkeit zeigen, sowie ausserdem aus den strukturellen Ungleichheiten, welche auf die Eigenschaften dieser Elemente gegründet sind, folgt die Autonomie der geschriebenen Sprache in bezug auf die gesprochene Sprache.

Die Grenze zwischen der geschriebenen und der gesprochenen Sprache ist völlig schroff, und es bestehen darin keine Übergänge. Die akustischen und die optischen Sprachen können als Mittel der Kommunikation auch unabhängig davon benutzt werden, ob der Benutzer alle beiden Sprachen kann.

Terminologische Folgerungen. Das Klarwerden der erwähnten augenscheinlichen Tatsache spiegelt sich u. a. in dem Verbreiten der im Anfang

36

angeführten Fachausdrücke. Im vorigen Jahrhundert gab es—wie bekannt—eine gewöhnliche und sogar so grobe Ungenauigkeit wie die Verwendung des Fachausdruckes Buchstabe auch dann, wenn die Rede nur von Lauten war. Es ist klar, dass ein sprachwissenschaftlicher Fachausdruck nicht mehr aus freien Stücken ein solcher sein kann, dass er ohne diesbezügliche Klarheit bald einen Bestandteil der geschriebenen und bald einen der gesprochenen Sprache bezeichnet. Dieses Vorgehen ist doch im Vergleich mit dem früher üblichen selten geworden.

Merkwürdigerweise trifft man dieses Vorgehen immernoch dann und wann an. So schreibt V. Tauli in der estnischen Auflage des oben erwähnten interessanten Buches (Keelekorralduse alused, Uppsala 1968, S. 182 Note) über die Konsonantenabkürzungen, in denen irgendein Konsonant oder einige Konsonanten des ursprünglichen Wortes vorkommen (z. B. Dr. = Doktor). Hier ist selbstverständlich von der geschriebenen Sprache die Rede, also von den Bezeichnungen der Konsonanten, von Buchstaben und nicht von den Lauten der gesprochenen Sprache, d. h. nicht von Konsonanten. Die Konsonanten sind ja keine Buchstaben, wenn man diese nicht auf eine andere Weise als gebräuchlich definiert (Robert P. Stockwell benutzt den Ausdruck graphischer Konsonant, s. Allén op. cit. S. 32). Die Ungenauigkeiten dieser Art sind natürlich leicht ersichtlich und zu berichtigen.

Das folgende Beispiel stellt die begriffliche Vermengung und die alte Auffassung in etwas schwieriger Form dar. Die Untersuchung von Roland Harweg „Das Phänomen der Schrift als Problem der historischvergleichenden Sprachforschung" (Kratylos, Jg. XI, S. 33 Note) führt gewisse Symbole wie folgt ein: „Im folgenden werden folgende Symbole verwendet: [ ] schliessen Phone, / / Phoneme, < > Grapheme, / < >/ Graphoneme ein". Wenn man sorgfältig sein will, wie es in den Definitionen dieser Art zu wünschen wäre, kann man nicht angeben, dass die Phonen, d. h. also reale Bestandteile der gesprochenen Sprache, innerhalb eckiger Klammern stehen, denn sie zwischen diesen Klammern einzusetzen ist augenscheinlich unmöglich. Ebenso wenig ist es möglich, die Phoneme zwischen irgendwelchen Klammern einzusetzen, denn die Phoneme sind ja keine sichtbaren Gebilde. Innerhalb der Klammernzeichen können sich nur reale Bestandteile der geschriebenen Sprache, d. h. Bestandteile einer optischen Sprache, befinden. Als Bezeichnung dieser optischen Bestandteile kann zwar ein Bestandteil oder eine Menge gewisser realen Gegebenheiten der gesprochenen Sprache vermittels der verschiedenartigen Form der Klammernzeichen charakterisiert sein. Die exakte Darstel-

37

lung der Fälle dieser Art wäre nicht schwierig, wenn man sich der obigen Lückenhaftigkeit bewusst wird.

Auf eine Unklarheit betreffend der gesprochenen und geschriebenen Sprache müsste auch das folgende Beispiel zurückgeführt werden, das in dem erwähnten Werk von Allén (S. 9) zu finden ist: „En edition av en handskrift är sålunda att jämföra med en notation av talat språk. Skrift liksom tal är ett flöde, som det gäller att uppdela i enheter (segment), vilka sedan klassificeras och på lämpligt sätt symboliseras." Hierzu ist zu bemerken, dass die in Rede stehende Notation eine Übersetzung der Lautsprache in die optische Sprache ist (auch Pulgram spricht über Möglichkeit der Übersetzung, „convertibility of acoustic phonemes into optic graphemes", bei Piirainen steht in dem erwähnten Werk, S. 12: „Umsetzung in gesprochene Sprache", Allén selbst benutzt in seiner Untersuchung „Förhållandet mellan skrift och tal" (Språk, språkvård och kommunikation, Lund 1967) S. 77 die Worte „konvertering från skrift till tal och vice versa"). Wie alle Übersetzung so setzt auch diese die Kenntnis der beiden Sprachen voraus, natürlich auch die Kenntnis der Segmente. Das Publizieren eines Manuskripts wiederum ist die Wiederholung der ursprünglichen Schrift, was verständlicherweise die Fähigkeit des Lesens des zu publizierenden Textes und zugleich auch die Kenntnis der Segmente voraussetzt. Die Übersetzung einer Sprache und die Wiederholung des geschriebenen Textes sind keine ähnlichen Tätigkeiten, obgleich alle beide die Fähigkeit des Schreibens und Lesens voraussetzen.

Die Gleichsprachigkeit der geschriebenen Sprache und der ihr entsprechenden Lautsprache. Die schroffe Verschiedenheit und die prinzipielle Getrenntheit, d. h. Selbständigkeit der geschriebenen und der gesprochenen Sprachen, sind oben schon genügend betont worden. Es ist nun ebenso nachdrücklichzubetonen, dass d i e  g e s p r o c h e n e n  S p r a c h e n  i n  d e r  R e g e l  u n t e r  d e n  g e s c h r i e b e n e n  S p r a c h e n  d i e  i h n e n  e n t s p r e c h e n d e n  G e g e n s t ü c k e  h a b e n,   w e l c h e   a l s   d i e s e l b e   S p r a c h e  a u f g e f a s s t   w e r d e n, wie die ihnen zugeordneten gesprochenen Sprachen. Es gibt somit gesprochenes und geschriebenes Deutsch, gesprochenes und geschriebenes Finnisch usw. Warum sind gewisse getrennte und autonome Sprachen dieselbe Sprache? Es gibt bis heute nach meiner Ansicht keine zufriedenstellende Antwort auf diese, ohne Zweifel wichtige Frage.

Allén sagt in der erwähnten Untersuchung (S. 27) von den zueinander zugeordneten Gegenstücken, dass sie „får betraktas som skilda storheter,

38

jämställda som uttryck för ett givet språk". Ein wenig anders hat er auf Seite 76 seine Auffassung dargestellt. Die Schrift und die Rede sind— wie dort gesagt wird—die Manifestationsformen derselben Sprache. H. A. Koefoed hat in seinem Lehrbuch „Sprog og sprogvidenskab" (Oslo 1968) S. 12 die Sache auf ähnliche Weise dargestellt: „Sproget kan også manifesteres i skrift; udtryksfigurerne kaldes da grafemer" (die Phoneme sind die Gebilde der anderen Manifestationsform). Ähnlich spricht auch H. J. Uldall von zwei Manifestationen derselben Sprache („manifestationsformer"), siehe Allén a. a. O. S. 17. Alle diese Forscher stehen offenbar unter dem Einfluss von Louis Hjelmslev (siehe später).

Wenn die Gleichheit zweier Gebilde gewöhnlich darauf beruht, dass sie in dieselbe Menge als Elemente gehören (so z. B. sind das Wort ist und ein anderes Wort ist dieselbe Wortform, denn sie sind Elemente derselben Menge, die Wörter gehe und ging sind dasselbe Wort, denn auch sie sind Elemente derselben Menge, nämlich—nicht derselben Wortform, sondern —desselben biegbaren Wortes), und wenn die Sachlage hier nicht so ist, so ist näher zu untersuchen, warum die gesprochene und die geschriebene Sprache—wie man sagt—dieselbe Sprache sind. In einer solchen Untersuchung hat man keinen Nutzen von dem erwähnten Begriff der Manifestationsform. Dieser stellt ja nicht klar, was ist denn eigentlich die deutsche Sprache, die finnische Sprache oder irgendeine andere Sprache, die gerade die erwähnten Manifestationsformen haben. Ebenso gut könnte man denken, dass alle verschiedenen Sprachen (wie Deutsch, Finnisch usw.) gewisse Manifestationsformen einer und derselben geheimnisvollen Sprache wären.

Die wesentliche Voraussetzung für den Begriff derselben Sprache ist, dass ein Entsprechungsverhältnis (Isomorphie) zwischen der Lautsprache und der ihr zugeordneten geschriebenen Sprache besteht. Im besten Fall eine Entsprechung solcher Art, dass einem bestimmten Bestandteil der gesprochenen Sprache immer derselbe Bestandteil an einer bestimmten Stelle der geschriebenen Sprache entspricht, z. B. wenn der zeitlich erste Laut eines Wortes p ist, so ist der lokal erste Buchstabe p in dem Ausdruck der geschriebenen Sprache, dessen Bedeutung dieselbe ist wie die des erwähnten Wortes der gesprochenen Sprache1. Dass man bei der Dar-
________

1 Dieses Verhältnis der Entsprechung ist aus dem praktischen Grunde für das beste zu halten, weil die Anzahl der Regeln, welche die Zuordnung der Entsprechung bestimmen, möglichst gering ist (diese Regeln sind ihrem Wesen nach sehr allgemein). Je mehr Regeln es gibt, um so enger sind ihre Geltungsbereiche (z. B. in dem Entsprechungsverhältnis zwischen einer Bildschrift und der ihr zugeordneten ge-

39

stellung des Entsprechungsverhältnisses von bestimmten Stellen und von den einander entsprechenden Stellen (von dem Anfang und Ende des Wortes, bzw. des Satzes, von dem ersten Glied, von dem zweiten Glied usw.), von den lokalen und temporalen Entsprechungen der Nacheinanderfolgen zu sprechen hat, zeigt, dass die Anordnung der Wörter und der noch kleineren oder grösseren sprachlichen Bestandteile, dieser Strukturzug, dieselbe ist. Zwischen einer gesprochenen Sprache und der ihr zugeordneten geschriebenen Sprache besteht also eine weitgehende Isomorphie. Hierin besteht somit die Grundlage ihrer Gleichheit. Wenn die erwähnte Isomorphie nicht besteht, so kann man nicht über diese Sprachen als von derselben Sprache sprechen. Unter anderem sind die Elemente der Bildschrift in unserer geschriebenen Sprache, z. B. die Ziffern, weder Deutsch noch Finnisch, obgleich sie in deutsch- oder finnischsprachigen Texten vorkommen. Das geschriebene Finnisch, das geschriebene Deutsch usw. enthalten also Bestandteile, welche mit gewissen Bestandteilen in den entsprechenden gesprochenen Sprachen isomorphe Paare bildem Aus diesem Grund kann man die allgemeinen Namen, wie Deutsch, Finnisch usw. verwenden. Josef Vachek stellt in seiner Untersuchung „Zum Problem der geschriebenen Sprache" (Travaux du Cercle linguistique de Prague 8, 1939, S. lOO) diese Tatsache etwas anders dar, aber anscheinend doch nach demselben strebend: „Man muss also die Schrift- und die Sprechnorm für koordinierte Grössen halten, denen keine höhere Norm übergeordnet ist und deren Zusammengehörigkeit nur der Tatsache zuzuschreiben ist, dass sie von einer und derselben Sprachgemeinschaft in komplementären Funktionen benutzt werden" (das eine System für die Verwendung der beharrlichen und das andere der augenblicklichen Zeichen bestimmt). Die Auffassung der Gleichsprachigkeit des gesprochenen und des geschriebenen Deutsch, Finnisch usw. rührt augenscheinlich auch von der Tatsache her, dass, wenn man das geschriebene Deutsch, Finnisch usw. Iaut liest, gesprochenes Deutsch, Finnisch usw. entsteht und nicht irgendeine andere gesprochene Sprache.

Es sei noch die Auffassung von Louis Hjelmslev über das Verhältnis der geschriebenen und der gesprochenen Sprache erwähnt. Er schildert in seinem Werk „Sproget. En introduktion" (København 1963), wie die

________
sprochenen Sprache sind wenigstens ebenso viele Regeln enthalten wie es geschriebene Zeichen gibt) und das Verhältnis ist entsprechend schwächer. Diese Schwäche macht sich sehr konkret u. a. bei dem Erlernen des Lesens und des Schreibens bemerkbar.

40

Wörter („ord") der Sprachen aus den Ausdruckselementen („udtrykselementer") gebildet werden. „Disse udtrykselementer betegner man i skrift med bokstavstegn og i tale med sproglyd" (S. 16). Ferner: die Gleichsprachigkeit der gesprochenen und der geschriebenen Sprachen gründet sich auf ihrer strukturellen Gleichheit. So weit die Struktur der Sprache die gleiche ist, ist von der gleichen Sprache die Rede (S. 41). Bevor ich weiter Zitate anführe, möchte ich bemerken, dass diese Behauptung in grossen Zügen bezüglich der Rede und also der Verwendung der Sprache gilt, denn die Fälle der realen Verwendung der Sprache sind tatsächlich dieselbe Sprache, wenn wenigstens ihr struktureller Aufbau hauptsächlich derselbe ist. Hier steht jedoch das Problem über die Gleichheit von zwei sprachlichen Systemen in Frage. Hjelmslev setzt wie folgt fort: „I sprogbygningen er der altså fastsat, hvor mange elementer der skal opereres med, og hvorledes hvert af disse elementer må forbindes med andre elementer. Intet andet. Alt, hvad der ellers findes i sproget af iagttagelige fænomener, kan variere i forhold hertil og er altså sprogbrug. ... EIementernes betegnelse … eller benævnelse er ikke fastsat af sprogbygningen og kan altså variere vilkårligt i forhold til denne; elementerne i en og samme sprogbygning kan betegnes eller benævnes vilkårligt på hvilke som helst måder, når blot det antal elementer holdes adskilt, som sprogbygningen kræver. Elementerne kan man f. eks. benævne grafisk, således at hvert element betegnes med sit bogstav ... Man kan også benævne elementerne lydligt, således at hvert element betegnes med sin specifikke Iydbølge, og det er forøvrigt ligegyldigt, hvilke lydbølger der er, blot de er indbyrdes tilstraekkelig forskellige". Hier wird anscheinend das Wort elementerne so angewendet, dass es stets dasselbe bedeutet, und nicht so, dass es bisweilen Ausdruckelemente und bisweilen ihre „Inhalte" (d. h. Bedeutungen) oder—wie Allén S. 17 sagt—„innehållsenheterna". Diese letztgenannten sind offensichtlich keine Bestandteile der Sprache. Sie sind Gedanken, Vorstellungen, Gefühle, Sachverhalte usw. Dass eine Sache auf jede beIiebige Sprache—oder beinahe auf jede beliebige— dargestellt werden kann, ist selbstverständlich. Dies steht hier doch nicht in Frage, sondern nur die Gleichsprachigkeit zweier verschiedener Sprachsysteme.

Darin hat Hjelmslev offenbar recht, dass die sprachlichen Ausdruckselemente auf verschiedene Art genannt („benaevnes") werden können, u. a. vermittels der Bestandteile der gesprochenen oder der geschriebenen Sprache; so kann man ja alle beliebigen Gegenstände auf verschiedene Art nennen. Aber in der Beziehung muss man anderer Auffassung als

41

Hjelmslev sein, dass es klar sein sollte, dass von den Ausdruckselementen der Sprache man auch andere Kenntnisse haben muss, als die Kenntnis von ihrer Anzahl, wie sie sich kombinieren lassen, und die Kenntnis, dass die Ausdruckselemente voneinander verschieden sein können (dies ist aber eine Kenntnis, die ohne weiteres aus der erwähnten Kenntnis der Anzahl folgt). Zweifellos g e h ö r t   i n  d i e  S t r u k t u r   e i n e r   j e d e n   S p r a c h e  a u c h  d i e  e i g e n e  S t r u k t u r  d e r  A u s d r u c k s e l e m e n t e. Von den Ausdruckselementen muss man ausser der Kenntnis über ihre Anzahl und Kombinationsmöglichkeiten noch dazu die Kenntnis geben, dass es m ö g l i c h  i s t,  d i e  V e r w e n d u n g s r e g e l n  z u  b e f o l g e n,  d i e  i n  d e r  S t r u k t u r  d e r  S p r a c h e  e n t h a l t e n  s i n d. Z.B. alle Elemente einer geschriebenen Sprache müssen solche sein, dass man sie schreiben kann (sie können also nicht etwa akustisch sein). Die zum Schreiben geeigneten Elemente können dann bezüglich ihrer anderen Eigenschaften etwas verschieden sein. Sie können z. B. von verschiedener Grösse sein, was also keinen Einfluss auf ihre Identifizierung hat. Wären sie auch welcher Grösse nur immer, so kann man sie (wenigstens prinzipiell) in lokale Folgen einordnen und zwar auf verschiedene Art (die deutsche Sprache lässt sich von links nach rechts und auch in Ausnahmefällen von oben nach unten und sogar als Spiegelschrift von rechts nach links lesen) ohne das Verstehen der Schrift zu stören. Die Variationen der Grösse hindern also nicht daran den Regeln des Aufbaus der Sprache zu gehorchen. Die Elemente der gesprochenen Sprache können auch in vielen Beziehungen variieren, aber bezüglich ihrer Anordnung liegen sie innerhalb strengerer Grenzen als die Elemente der geschriebenen Sprache. Sie folgen einander nämlich immer zeitlich nacheinander und stets nach einer Richtung.

Sowohl die Struktur der Elemente der Sprache als auch der Elementenaufbau der Sprache ist bestimmt. Der übrige Aufbau der Sprache ist abhängig von ihrer Elementenstruktur.

Da zur Klärung des Aufbaus jeder Sprache ausser der Kenntnis über die Anzahl ihrer Ausdruckselemente und Kombinationsmöglichkeiten noch dazu die Kenntnis von ihrer Elementenstruktur und ferner vom Aufbau ihrer Elemente notwendig ist, so muss die Sprachgleichheit der geschriebenen Sprache der ihr zugeordneten gesprochenen Sprache auf die erwähnte Art auf die Isomorphie zurückgeführt werden. Sich auf ein so unbestimmtes Gebiet zu stützen, wie das Gebiet der Gedankenwelt, der Bewusstseinsinhalte, der Gefühle, der Einbildungen usw., d. h. auf irgendeine Inhaltsstruktur, wie es auch genannt wird, ist bei der Erklärung der sprachlichen Gleichheit nicht vernunftgemäss. Wenn man von irgend-

42

welchen Inhaltselementen vielleicht auch sprechen könnte, so lassen sie sich augenscheinlich auch in verschiedenen Sprachen ausdrücken. Auf die Inhaltsstruktur kann man die Sprachgleichheit gewisser Schrift- und Lautsprachen offensichtlich nicht begründen.

Dass dieselbe Sprache sich—wie man sagt—vermittels verschiedener Alphabete schreiben lässt, z. B. etwa mit kyrillischen und lateinischen Buchstaben, wie die serbokroatische Sprache, darf uns nicht irreführen zu glauben, dass die Struktur der geschriebenen Sprache keine bestimmte Kenntnis über die Ausdruckselemente besitzt. In Jugoslavien könnte man diese zwei geschriebenen Sprachen für verschiedene Sprachen und nicht für die gleiche Sprache halten, aber infolgedessen, dass sowohl die serbische kyrillische Schrift als auch die kroatische lateinische Schrift, wenn man sie laut liest, dieselbe Sprache ergeben, spricht man auch gern von derselben Sprache ungeachtet der zwei verschiedenen Schreibarten. Und noch dazu sind alle diese drei Sprachen (die gesprochene serbokroatische Sprache, die geschriebene serbische Sprache und die geschriebene kroatische Sprache) offenbar isomorph und infolgedessen zu identifizieren. Wenn Hjelmslev erwähnt, dass man das Dänische sowohl auf gewöhnliche Weise als auch vermittels des Morsealphabets schreiben kann, und das Dänische dabei dänische Sprache bleiben wird, so ist die Sache so zu verstehen, dass sowohl das gesprochene Dänisch als auch alle diejenigen Sprachen, die ihm isomorph sind, wie auch z. B. das stenographierte Dänisch, dieselbe dänische Sprache sind.

Eine ähnliche Summe oder Kollektion wie das Deutsche, das Finnische, das Dänische usw. (das geschriebene Deutsch + das gesprochene Deutsch usw.) ist offensichtlich auch das Graphonem, wovon Harweg an der erwähnten Stelle spricht und die Bezeichnungen von derartigen Gebilden vermittels der doppelten Klammern—/ < > /—charakterisiert. Auch sie sind offenbar gewisse Summen und als solche klare Gebilde. In diese gehören also ein Graphem (oder eine Graphemfolge) und das ihm zugeordnete Phonem (oder die Phonemfolge)1. In Frage steht hier eine etwas ähnliche Erscheinung wie die, dass das deutsche sagen, das finnische sanoa, das schwedische säga usw. auch dann zu verwenden sind, wenn tatsächlich das Schreiben in Frage steht. Meines Erachtens sollte man nicht eine so komplizierte Bezeichnung wie / < > / für die erwähnte Kol-

________
1 Allén hat einen ähnlichen Fachausdruck: Graphophonem, aber er meint darunter etwas anderes als Harweg mit seinem Fachausdruck. Graphophonem ist nämlieh nach Allén ein solches Phonem, dem ein Graphem entspricht (auf gleiche Weise wie Phonographem ein Graphem, dem ein Phonem entspricht).

43

lektion benutzen, denn bloss die Kursivschrift kann dem Leser zeigen, dass sowohl von Phonemen und Phonemfolgen als auch von den ihnen in der betreffenden Sprache zugeordneten Graphemen bzw. Graphemsequenzen die Rede ist. Dieses Verfahren ist schon von alters her wohlbekannt. Es wird z. B. von Bertil Malmberg gebraucht z. B. in seinem Buch „Uttalsundervisning" (Uppsala 1967). Wenn man z. B. sagt, dass Pferd im Französischen cheval heisst, so wird eine Kenntnis mitgeteilt, die sowohl das geschriebene als auch das gesprochene Französisch betrifft. Piirainen hat a. a. O. S. 41 erwähnt, dass er Bezeichnungen benutzt, die „sowohl das Graphem als auch das Phonem repräsentieren".


Das Schreiben und das Lesen. Auf Grund der Isomorphie hat derjenige, der eine gesprochene Sprache kennt, die Möglichkeit die dieser zugeordnete geschriebene Sprache verhältnismässig leicht zu lernen (schon diese Tatsache nähert die geschriebene und die gesprochene Sprache einander in hohem Masse). In der Regel lernt schon das Kind dieses Glied des Sprachpaares, das ihm fremd ist, nämlich die geschriebene Sprache. Man lernt sie lesen. Auch die Kunst des Schreibens ist damit verbunden. Man lernt m. a. W. auf Grund der Isomorphie das Übersetzen sowohl der geschriebenen Sprache in die gesprochene Sprache als auch der gesprochenen Sprache in das Geschriebene.

Sowohl das Schreiben als auch das Lesen sind Tätigkeiten von grossem sprachwissenschaftlichem Interesse. Das Formulieren der Buchstaben und sein Ergebnis sind eigentlich das Gebiet von anderen Wissenschaftszweigen (wie von der Psychologie, Graphologie, Kalligraphie und als eine historische Erscheinung von der Epigraphik und Paläographie), aber sprachwissenschaftlich ist die Bildung der Schreibtradition und anschliessend der Kampf zwischen dem Befolgen dieser Tradition und der Sprechgewohnheiten. Hier können wir jedoch nicht das Programm der Forschung über den Vorgang des Schreibens und ihre sprachwissenschaftliche Aspekte näher behandeln. Auch die in der umgekehrten Richtung stattfindende Sprachübersetzung, d. h. die Übersetzung der geschriebenen Sprache in die gesprochene Sprache oder das Lautlesen, ist eine sehr bedeutende sprachliche Tätigkeit, besonders heutzutage, wo das Lesen anders als früher eine ganz allgemeine Fertigkeit ist. Wenn das Lesen der Schrift lautlos ist, was heute anscheinend die gewöhnlichste Art des Lesens ist, so ist dies das Verstehen der Schrift, ohne dass man die Schrift in die gesprochene Sprache umbildet oder übersetzt. Bei dieser seelischen Tätigkeit, die wir das lautlose Lesen nennen, haben wohl die

44

Erinnerungen an die gesprochene Sprache oft mehr oder weniger Anteil, bei geübten Lesern aber sind keinerlei Bewegungen der artikulierenden Organe—geschweige ein direktes Tuscheln—heutzutage mehr nötig. Das lautlose Lesen kann schon zu ganz unmittelbarem Verstehen der Schrift führen. Wenn das Lesen wiederum Lautlesen ist, so ist das Ergebnis des jeweiligen Lesens ein Teil des Sprechens. Ich möchte über dieses Sprechen—um es von dem freien Sprechen zu unterscheiden— einen besonderen Fachausdruck benutzen. Das Ergebnis der bei dem Lesen vorkommenden gesprochenen Sprache kann ja von der bei der ähnlichen Situation zu verwendenden frei gesprochenen Sprache mehr oder weniger abweichen. Ich möchte jenes Lesesprechen nennen. Dies ist deshalb eine sprachwissenschaftlich wichtige Form der gesprochenen Sprache, dass in die freie gesprochene Sprache dadurch gewisse verschiedene Züge der Schrift eingeführt werden1. Die Schrift hat auf die freie gesprochene Sprache nicht unmittelbare Einwirkung auf dieselbe Weise wie das Lesesprechen, besonders nicht in dem freien Sprechen, bei dem der Sprecher und der Hörer einander sehen, was die natürliche Erscheinungsform des Sprechens ist (und in dem heute im Zeitalter des Radios und des Telephons allgemein werdenden freien Fern- oderNichtsehend-Sprechens", das die zweite Hauptform des Sprechens ist)2.

Die geschriebene Sprache als Vertreter der Lautsprache. Das Verhältnis zwischen der geschriebenen und der gesprochenen Sprache wird ziemlich oft als ein Repräsentationsverhältnis aufgefasst und ausdrücklich so, dass die geschriebene Sprache die gesprochene Sprache repräsentiert. Oben habe ich eine Aussage von V. Tauli zitiert, die eine solche Auffassung vertritt. R. Harweg bringt in seinem Artikel dieselbe Auffassung vor (u. a. S. 34). Am berühmtesten ist freilich die von F. de Saussure vertretene Ansicht (Cours de linguistique générale, 5 éd. S. 45): „Langue et écriture sont deux systèmes de signes distincts; l'unique raison d'être du second est de représenter le premier."

________
1 Dass die Wirkungen der geschriebenen Sprache schon lange berücksichtigt worden sind, zeigt z. B. aus dem vorigen Jahrhundert die Untersuchung „Einfluss der Schrift auf die Aussprache des Neufranzösischen" von W. Wolsdorf (Bonn 1898). Auch ist man sich schon lange dessen bewusst gewesen, dass in der finnischen Hochsprache an Stelle des früheren stimmhaften Spiranten der stimmhafte Klusil d durch das Lesesprechen der auktoritativen Persönlichkeiten getreten ist.

2 Über das „Sehend-Sprechen” und das Fern- oder,,Nichtsehend-Sprechen” siehe A. Penttilä, Sananen radioesseestä (Yleisradion julkaisusarja V), Helsinki 1966, S. 26-27.

45

Es ist klar, dass man oft sich dann auf eine schriftliche Äusserung verlassen kann und muss, wenn man sich mündlich nicht äussern kann (z. B. wenn jemand, an den man sich wenden möchte, an einem anderen Ort und nicht telephonisch zu erreichen ist). In solchen Fällen ersetzt die schriftliche Mitteilung die mündliche, und man kann dann auch sagen, dass sie die mündliche Äusserung auf dieselbe Weise vertritt wie jemand z. B. in einer Veranstaltung eine Gesellschaft vertreten kann, auf der nicht die ganze Gesellschaft anwesend sein kann. Die Auswahl des jeweiligen Ausdrucksmittels ist doch sprachwissenschaftlich keine wichtige Sache. Als Motivation für die Verwendung der geschriebenen Sprache liegt allerdings oft die Tatsache vor, dass das Gesprochene den gemeinten Empfänger der Nachricht nicht erreichen kann (z. B. an die Nachwelt ist es am besten Erwähnenswerte zu schreiben: „Littera scripta manet, verbum imbelle perit") oder man muss die geschriebene Sprache aus einem praktischen Grunde benutzen (z. B. ein Gesuch ist schriftlich aufzusetzen), aber es ist falsch zu sagen, dass die geschriebene Sprache immer Vertreter der gesprochenen Sprache wäre. Es gibt auch gegensätzliche Fälle, also solche, dass man die gesprochene Sprache anstatt der geschriebenen Sprache benutzt (z. B. ein Text kann aus Zeitmangel diktiert werden). Dagegen kann man wohl sagen, dass der haptische Text, die Blindenschrift, die gewöhnliche Schrift ersetzt und die geschriebene Sprache repräsentiert, weil die Blinden keine optische Schrift sehen können. In solchen Fällen ist die Vertretung das Kennzeichen des Textes.

Weil die Vertretung noch dazu ein wenig Geringschätzung enthält— der Vertreter ist ja nicht ganz dem zu Vertretenden ebenbürtig—, wäre es besser, wenn man von der Vertretungsfunktion der Schrift nur dann sprechen würde, wenn diese Funktion eine tatsächliche ist, und ohne zu behaupten, dass die Vertretungsfunktion der geschriebenen Sprache raison d'être wäre. Bei der Verwendung des Fachausdruckes der Repräsentation ist es am Platze sich daran zu erinnern, dass man die geschriebene Sprache eher für Vertreter der von ihr dargestellten Sachverhalte halten könnte als für den Vertreter der gesprochenen Sprache (siehe Emile Benveniste, Problèmes de linguistique générale, Paris 1966, S. 26).

Graph und Graphem. Wir haben jetzt diese zwei Fachausdrücke zu behandeln, die den wichtigsten Teil der gegenwärtigen Untersuchung bilden.

Man hat angefangen als Graph die kleinsten sichtbaren wiederholenden Segmente der geschriebenen Sprache aufzufassen (bei der Behandlung der gesprochenen Sprache hat man den Fachausdruck Phon benutzt, der

46

dem Ausdruck Graph der geschriebenen Sprache entspricht). Besonders üblich ist also, dass die sog. Graphen reale einzelne Buchstaben sind, aus Tinte oder aus Druckerschwärze bestehende Figuren auf weissem Papier (Allén formuliert die Sache a. a. O. S. 78 wie folgt: „Som beteckning för en segmental enhet i den löpande texten väljes termen graf"). Der Fachausdruck Graph hat eine ziemlich allgemeine Anwendung gefunden ungeachtet dessen, dass er ursprünglich ein mathematischer Fachausdruck ist. In der Mathematik werden ja die statistische oder mathematische Linienabbildungen von zwei Variablen als Graphen bezeichnet. Ein solcher Fachausdruck wie Typ, den G. Hammarström in seinem Werk „Linguistische Einheiten im Rahmen der modernen Sprachwissenschaft" (1966) benutzt (S. 52 f.: „Der Begriff Typ scheint definiert werden zu können als das kleinste Segment in Druckschrift, das durch Zwischenräume abgesondert ist"), ist nicht an Stelle des Graphen gutgeheissen worden, was ja leicht zu verstehen ist (siehe Allén a. a. O. S. 36).

Graphem dagegen ist gewöhnlich entsprechend wie Phonem definiert worden: es ist die kleinste distinktive Einheit, die in der geschriebenen Sprache vorkommt. Das Hammarströmsche Graphem ist gegen alle Gewohnheit als Menge derjenigen Graphen aufgefasst, die dasselbe Phonem bezeichnen. Sehr klar hat Ernst Pulgram in seinem Artikel „Phoneme and grapheme: a parallel" (Word, vol. 7, 1951) die übliche Auffassung dargestellt: „Phoneme is a class name, hence a phoneme cannot occur. What does occur are phones, that is, phonetic realizations, articulated sounds. All phones identifiable as members of a phoneme are its allophones. Phonemes are distinctive classes of speech sounds, hence phonemic differences make semantic distinctions possible . . . Each alphabet has a certain fixed number of distinctively shaped classes of symbols, usually called letters, which are graphemes. They correspond to phonemes in that they are classes serving to provide the function of distinctiveness. No matter how a person's handwriting realizes the graphemes of, say, the Latin alphabet, no matter what style or front a printer employs, each hic et nunc realization of a grapheme, which may be called graph, can be recognized as belonging to a certain class and therefore deciphered by the reader. All graphs so identi[fi]able are allographs of a given grapheme." Über das Verhältnis zwischen Phonemen und Phonen sagt er das Folgende: „The number of phonemes in each dialect must be limited, the number of phones cannot be" und entsprechend von Graphemen und Graphen: „The number of graphemes in each alphabet must be limited, the number of graphs cannot be."

47

Zu solchen Auffassungen wäre folgendes zu bemerken:

1. Die Sprachforschung sollte bewusst von dem Begriff Menge (Franz. ensemble, Engl. set; auch den Ausdruck Klasse und class wird benutzt) Gebrauch machen und ihn auch richtig anwenden können. Der Begriff Menge ist ursprünglich ein mathematischer und logischer Begriff, er ist aber ein Begriff, dessen Anwendung auch ausserhalb dieser Wissenschaften motiviert ist. Das ganze intellektuelle Beherrschen der verschiedenartigen Wirklichkeit gründet sich darauf, dass man fähig ist, Mengen von Einzelfällen zu bilden. Wenn man keine Mengen bilden kann, so bleiben Einzelfälle als Einzelfälle, von denen man nichts mehr sagen kann, als dass sie Einzelfälle sind. Die Sprache ist letzten Endes in einer speziellen Lage und dadurch eigenartig, dass darin nicht nur die Mengen, sondern auch der Begriff Menge der Mengen unentbehrlich vorkommen müssen. In dem Gebiet der Sprache haben wir nämlich Gegenstände von drei verschiedenen Stufen (sog. Typen) der logischen Hierarchie1.

Roman Jakobson und Morris Halle verhalten sich in ihrem Werk „Grundlagen der Sprache" (Berlin 1960) bei der Behandlung der Phoneme „als eine Familie oder Klasse von Lauten, die durch eine phonetische Ähnlichkeit untereinander verwandt sind" ablehnend bezüglich des Begriffes Menge. Dieser Begriff ist aber unentbehrlich in der Sprachwissenschaft wie auch in allen anderen Wissenschaften, und das Übergehen zur blossen Darstellung von distinktiven Zügen kann keinesfalls die Sachlage verändern. Die Verschiedenheit fängt da an, wo die Ähnlichkeit zu Ende

________
1 Weil in der Sprachwissenschaft heutzutage das Wort Ebene (Franz. niveau, Engl. Ievel) irgendwie als Modewort vorkommt, möchte ich dazu die Bemerkung machen, dass die Ebene wenigstens allgemein sich nicht auf irgendwelche Stufenunterschiede in der Abstraktion bezieht. Im Allgemeinen gehört sie nur in die Bildsprache und ihre Erforderlichkeit ist sehr fraglich. Wenn z. B. Harweg in seiner erwähnten Untersuchung von der graphematischen und phonematischen Ebene spricht (ähnlich wie Fleischer a. a. O. und Piirainen a. a. O.), so bleibt die Frage, ist es nicht eigentlich nur Rede von der gesprochenen und der geschriebenen Sprache (und also nicht von einer Ebene). Für den Bildausdruck fehlt die Veranlassung. Die Menge und die Menge der Mengen sind dagegen logisch zwei genau zu unterscheidenden Begriffe, und der Begriff der Menge der Mengen (oder die Menge zweiter Stufe) gründet sich exakt auf dem Begriff der Menge (oder der Menge erster Stufe), wenn die Grundgegenstände (empirisch oder begrifflich) bestimmt sind. Hier gibt es somit einen motivierten Anlass, von den Stufen zu sprechen. Zu diesen drei Stufen siehe Aarni Penttilä und Uuno Saarnio, der erwähnte Artikel in Erkenntnis, Bd. IV, 1934, und Uuno Saarnio, Untersuchungen zur symbolischen Logik, Acta Philosophica Fennica, Bd. I, Helsinki 1935.

48

geht. Die Verschiedenheit ist das Fehlen der Ähnlichkeit. Die Feststellung der Ähnlichkeit ist eine aktive Position und die Voraussetzung der Feststellung der Verschiedenheit. Es ist somit offenbar die Frage über nahe miteinander verknüpfte Sachen. Das, was den Unterschied zwischen den Gegenständen macht und somit distinktiv ist, ist etwas, was nicht ähnlich ist, und umgekehrt. Die Distinktivität kommt auf natürliche Weise von selbst mit, wenn man von der Ähnlichkeit spricht, wie das folgende Beispiel anschaulich zeigt.

Der Buchstabe oder das Graphem, das mit ö bezeichnet wird, hat einen oberen Teil. Die Form dieses Teiles kann in weiten Grenzen variieren. Es ist gleichgültig, ob wir das ö im Deutschen so schreiben, dass der obere Teil aus zwei Punkten oder aus einem Kringel (eine kurze Wellenlinie) oder aus zwei Beistrichen besteht. Ungeachtet dieser Variation sind die verschiedenen ö-Buchstaben in der deutschen geschriebenen Sprache dieselben (bzw. ähnlich). Im Ungarischen dagegen sind diese Grenzen enger. Solche Buchstaben, deren oberer Teil aus zwei Punkten besteht (und der untere Teil aus dem Buchstaben o) sind nicht dieselben (bzw. ähnlich) wie die Buchstaben, in denen der obere Teil aus zwei Beistriche besteht (eine Linie kommt gar nicht vor). Es ist nicht einerlei, ob man schreibt tör (=bricht) oder to”r (=Dolch). Im Estnischen ist das Schreiben des ö auch in engeren Grenzen als im Deutschen oder im Finnischen, denn keine Wellenlinie kommt dann in Frage. Das o, auf dem eine Wellenlinie steht, ist im Estnischen schon verschieden und eine Bezeichnung für einen anderen Laut (z. B. ööne=nächtlich, õõne=Kluft). Diese Verschiedenheiten der oberen Teile des Buchstaben ö, d. h. diese Begrenzungen der Gleichheit (bzw. Ähnlichkeit), werden als distinktive Züge der benutzten Buchstaben in den erwähnten Sprachen bezeichnet. Die Darstellung der distinktiven Züge setzt jedoch die Mengen selbst voraus, zwischen denen etwas Verschiedenes besteht. Die Mengen sind aufgebaut auf Grund der Gleichheit (bzw. Ähnlichkeit) ihrer Elemente.

Koska edellä olevassa kappaleessa olevat merkit eivät kaikki toistu oikein, tuon ongelmakohdan tähän kuvana.

 

Dass es im Zusammenhang der Grapheme (und Phoneme) etwas gibt, was dann den besonderen Anlass hervorruft, von den distinktiven Zügen zu sprechen, ist nicht darauf begründet, dass die Grapheme (und entsprechend Phoneme) anstelle der Gleichheit (bzw. Ähnlichkeit) auf Grund von irgendwelchen distinktiven Kennzeichen aufgebaut würden, sondern darauf, dass auf Grund der Gleichheiten (bzw. Ähnlichkeiten) viel mehr Mengen gebildet werden können, als man dem Graphembestand einer Sprache zuzurechnen wünschte oder als es auf Grund der Sprachbeschreibungsökonomie nötig wäre. Wenn gewisse Grapheme einer Sprache zu

49

einer Menge ausgewählt oder bestimmt werden, so werden bei der Bildung der Menge die Gleichheitszüge ihrer Elemente gewöhnlich vermindert, wobei die Menge selbst also so weit wie möglich vergrössert wird. Der Ausdruck „so weit wie möglich" bedeutet, dass eine solche Erweiterung beendet wird, die zum Verschwinden der sog. Oppositionen führt (siehe die obigen ö-Beispiele), m. a. W. es soll irgendein distinktiver Zug geltend bleiben. Deshalb wird das Graphem gewöhnlich als die kleinste distinktive Einheit der geschriebenen Sprache aufgefasst. Die Grapheme einer geschriebenen Sprache—man könnte diese für Grundgrapheme (zum Unterschied von anderen) halten—bestehen meistens aus so wenigen Einheiten wie es überhaupt von dem erwähnten Standpunkt aus möglich ist zu bilden. Z. B. gibt es reichlich Buchstaben von verschiedener Letternart, aber diese vermehren nicht die Anzahl der Grapheme in der betreffenden Sprache. Die Verschiedenheiten in bezug auf den Stil u. ä. Kennzeichen der Buchstaben sind also nicht solche Verschiedenheiten, die man bei der Bildung eines Grundgraphems in Betracht zieht (oder beziehen soll).

Meines Erachtens kann also die Sprachwissenschaft zweifellos den Begriff der Menge in grundlegenden Fällen anwenden.

2. Wenn die Sprachwissenschaft sich nun die Fachausdrücke Graph und Graphem zueigen zu machen versucht hat, so ist dabei als Zweck verfolgt, einerseits die realen und in Schrift sichtbar vorkommenden Einzeldinge (welche man für Graphe hält) und andererseits die sich in ihrem Gebiet bildenden Mengen (welche man als Grapheme bezeichnet) als verschiedene sprachliche Gegenstände auch terminologisch zu unterscheiden. Wenn man genau konsequent diesem Plan und dieser Terminologie folgt, so könnte man also sagen, dass die Anzahl der Graphen auf einer Seite des Buches oder in einer Zeile zu errechnen ist, und notieren: auf dieser Seite oder in dieser Zeile gibt es so und so viele Buchstabengebilde, welche aus Tinte oder aus anderem Schreibmitteln bestehen und welche als verschiedene Gebilde sichtbar sind.

In der geschriebenen Sprache sind alle sog. Graphe nicht verschieden, sondern die meisten sind der optischen Form nach so ähnlich wie gewisse andere, dass man sie als gleiche, d. h. dass man sie als Elemente einer und derselben Menge auffassen muss. Diese sog. Graphen gruppieren sich auf Grund ihrer sichtbaren Formstruktur zu den Mengen, deren Anzahl in Vergleich zur Anzahl der Graphen—d. h. zur Anzahl der Elemente dieser Mengen—sehr klein ist. Wenn die Menge in der modernen Mengenlehre bezeichnet wird, so benutzt man in der Regel die geschweiften Klammern, zwischen denen die Bezeichnung des Elements der betreffenden

50

Menge eingesetzt wird. Es sei nun die Menge dargestellt, deren Elemente ähnlich wie v sind. Ich kenne keine bessere Darstellungsart für die Charakterisierung der in die Realität gehörenden Sprachgebilde, als diejenige, die in dem schon oben erwähnten Artikel von mir und Uuno Saarnio in Erkenntnis (Bd. IV, 1934) das erste Mal benutzt ist. Nach dieser Darstellungsart wird also geschrieben v 0t, womit je ein einzelner realer, sichtbarer v-Buchstabe (hier also ohne Verwendung von < > ) gemeint wird1.

Die Menge aller sichtbaren v-Buchstaben lässt sich nun auf folgende Weise darstellen:

{v 0t},

wobei die geschweiften Klammer den Begriff der Menge charakterisieren. In der geschriebenen Sprache bilden solche Mengen einige zehn, und die logische Summe von allen diesen Mengen ist das Graphem, d. h. in der Formelsprache dargestellt wie folgt:

{a 0t} U {b 0t} U {c 0t} U . . . U {() 0t} U {? 0t} U {! 0t} = Graphem,

wobei das Zeichen U die logische Summe oder Vereinigungsmenge charakterisiert.

Jeder von dieser Summanden ist ein Graphem und zugleich eine Teilmenge der Menge Graphem (=das Gebiet des Begriffes Graphem). Es ist die Rede von diesen Teilmengen, wenn man die Mehrzahl des Wortes Graphem verwendet. Man verwendet auch von den Elementen dieser Menge das Wort Graphem.

Wie schon gesagt wurde, gibt es in jeder geschriebenen Sprache nur einige zehn Grundgrapheme, d. h. Teilmengen des Begriffes Graphem. Die Anzahl der Grapheme ist offensichtlich sehr gering im Vergleich zu der Anzahl der Elemente der Grapheme (d. h. mit der Anzahl der sog. Graphen, deren Anzahl stets mit der Zeit grösser wird). Aber neben den Grundgraphemen kann es natürlich auch noch weiter viele andere Grapheme geben, u. a. solche, deren L e s e a r t i n e n g e r e n G r e n z e n b e s t i m m t i s t a l s d i e L e s e a r t d e r g e w ö h n l i c h e n G r a p h e m e. Diese Grapheme bilden die Transkriptionen, welche wie bekannt von verschiedenen Genauigkeitsgraden sind.

3. Die folgende wichtige Feststellung besteht darin, dass obgleich der

________
1 Einige v 0 t bezeichnen (S) gewisse einzelne sichtbare v-Buchstaben, d. h. in Formel dargestellt wie folgt:

v 0  t S v t 0,

wobei  v   t 0 der gemeinte Buchstabe  v ist und  v  0 t der Buchstabe  v, wodurch man ihn meint. Das S macht die Relation des Meinens kenntlich.

51

Zweck der modernen Sprachforschung die terminologische Überprüfung durchzuführen und der Versuch die Elemente der Menge und die Menge getrennt zu halten ist (jene also als Graphen und diese als Grapheme), so ist dabei die Tatsache des Sprachgebrauchs zu bemerken, dass der a l l t ä g l i c h e  S p r a c h g e b r a u c h   s i c h   g e g e n   e i n e   s o l c h e  A r t  u n d   W e i s e   d e r   D a r s t e l l u n g   d e r   S a c h v e r h a l t e   s t r ä u b t   u n d   d i e s e n   V e r s u c h   u n b e d i n g t   u m s t ü r z t. Denn der alltägliche Sprachgebrauch bezweckt nämlich m i t   d e n  V o r k o m m n i s s e n  d e s s e l b e n   A p p e l l a t i v s  b a l d  d i e  M e n g e n  (B e g r i f f e)   b a l d   i h r e   E l e m e n t e   (d. h. Dinge, denen dieser Begriff zukommt). Darum: wenn eine Menge von sog. Graphen Graphem heisst, so heissen notwendig auch die sog. Graphen Grapheme, und umgekehrt: wenn die Elemente einer Menge Graphen heissen, so heisst auch die Menge selbst Graph.

Wir wollen den Gebrauch des Wortes Buchstabe etwas näher betrachten. Dieses Wort gehört in den alltäglichen Sprachgebrauch und ist jedermann gut bekannt. Man benutzt den Buchstaben z. B. in folgenden Sätzen als Bezeichnung einer Menge: Die Buchstaben bilden den wichtigsten Teil des Buchstabenschriftsystems / In dem schwedisch-finnischen Alphabet gibt es 28 Buchstaben / Der Buchstabe k hat die Eigenschaft, dass er im Finnischen nicht vor n vorkommt / Eine Eigenschaft der Buchstaben ist die Frequenz / Den ersten Buchstaben des Alphabets nennt man a. Es ist aber auch ebenso bekannt, dass man mit dem Wort Buchstabe—genau wie mit den anderen Appellativen—sehr oft reale und sichtbare Dinge kenntlich macht, also in diesem Fall etwas ~ irgendeine ~ jede gewisse sichtbare ~ eine bestimmte Figur ~ alle bestimmte sichtbare Figuren ~ die bestimmte Figur. Es ist zu bemerken, dass man von keinem Gegenstand sprechen kann, ohne von den Begriffen bzw. von den Mengen vermittels der Appellative Gebrauch zu machen. Ein Ausdruck enthält immer, wenn man ein Appellativ benutzt, auch den Ausdruck einer Menge (bzw. eines Begriffes). In solchen Sätzen wie: Hier fehlt ein Buchstabe / Hier kommt ein falscher Buchstabe vor / Hier muss der Buchstabe k sein / Der Maschinenschreiber hat 200 Buchstaben in der Minute geschlagen / Peters Buchstaben stehen schräg nach rückwärts / In der Zeile gibt es 65 Buchstabenplätze kommen nur reale Gebilde in Frage, von denen zugleich gesagt wird, dass sie Elemente einer Buchstabenmenge sind. Auch dann, wenn das Wort Buchstabe für die erwähnten realen Gebilde verwendet wird, wird zugleich eine Menge vorausgesetzt, in die diese Gebilde als Elemente gehören, und die mit dem Wort Buchstabe kenntlich gemacht wird. Ebenso verhält es sich mit dem Wort Graph, denn bei der Anwendung dieses Wortes wird auch eine Menge vorausgesetzt,

52

die mit dem Wort Graph benannt wird, und in die alle Graphen als Elemente gehören.

Aus dieser Eigenschaft der natürlichen Sprache folgt notwendig, dass auch der neue Fachausdruck Graph (und seine anderen möglichen Entsprechungen) n i c h t  d a s  a u s s c h l i e s s l i c h  b e z e i c h n e n  k a n n,  w a s   m a n  d a m i t   z u   b e z e i c h n e n  b e z w e c k t   h a t. Man wird genötigt sein, von ihm so wie von den anderen Appellativen Gebrauch zu machen. Dieser Fachausdruck enthält dann auch die Mitteilung, dass die schwarzen Figuren, von denen man mit seiner Hilfe spricht und von denen oben ein v 0t als Beispiel erwähnt wurde, Graphen sind, d. h. Elemente gewisse Mengen von Graphen. Diejenigen anderen schwarzen Figuren— wie die erwähnte—, die zu identifizieren sind, sind auch Graphen, d. h. Elemente gewisser Mengen von Graphen: a 0t, b 0t, c 0t usw. Diese gehören als Elemente in die Mengen von Graphen:

{a 0t}, {b 0t}, {c 0t}, ..

Die Menge, die diese alle als Teilmengen entbält und die auch Graph heisst, ist die folgende Menge:

{a 0t} U {b 0t} U {c 0t} U . . . {() 0t} U {? 0t} U {! 0t},

die—wie wir oben gesehen haben—auch Graphem heisst. Dieser neue Fachausdruck Graph erfüllt offensichtlich nicht den gewünschten Zweck, da auch ein anderer und älterer Fachausdruck, nämlich Graphem, natürlich auch wie ein gewöhnliches Appellativ und also genau wie das Wort Graph gebraucht wird1.

________
1 Von den Schwierigkeiten, die sich an den Gebrauch zweier verschiedener appellativischer Termini technici Graph und Graphem anschliessen und die darauf gründen, dass man diese Benennungen ebenso wie alle anderen Appellative benutzt, bietet das folgende Beispiel ein gutes Zeugnis. Falls man die für das Graph gegebene Definition, laut derer die Graphe reale Gebilde, materielle Figuren sind, bewusst und streng anwendet und falls man auf dem Papier z. B. ein i und dann etwas später ein nachfolgendes i sieht, so muss man konstatieren, dass es vor dem Leser zwei sichtbare Graphe gibt. Man ist gezwungen den Gedanken abzulehnen, dass diese beiden i:s dasselbe Graph wären. Die letztgenannte Auffassung ist unmöglich, weil man ja zweifellos zwei verschiedene reale Figuren vor sich hat. Es ist jedoch realiter sehr schwierig, sich eine solche negative Einstellung anzueignen, weil die Figuren ja so ähnlich sind, dass man sie ohne weiteres als denselben Buchstaben, als dasselbe Graph, als Erscheinungen desselben Graphs erkennt. Falls man aber den letzgenannten Standpunkt einnimmt, ist das Graph nicht mehr ein Fachausdruck, mit dem nur reale Figuren bezeichnet werden, sondern ein gewöhnlicher Appellativ, ein

53

Das Wort Graphem ist ein brauchbarer Fachausdruck schon aus diesem Grunde, dass die Sprachforschung früher keinen so geschickten, vereinigenden und sich der übrigen Terminologie zuordnenden Fachausdruck gehabt hat, dessen Geltungsbereich sowohl die Buchstaben als auch alle üblichen zahlreichen Hilfszeichen enthalten hätte. Es liegt vielleicht Grund vor diese Funktion des Wortes Graphem zu betonen, weil auch ab und an solche Auffassungen vertreten werden, dass die Grapheme bloss Buchstaben sind (zuletzt H. A. Koefoed a. a. O. S. 12).

Das endgültige Ergebnis der die Graphen und Graphemen betreffenden Behandlung ist, dass die Sprachwissenschaft offensichtlich anstelle der oben geschilderten Art von einer exakteren Methode Gebrauch machen sollte, um den Unterschied zu beherrschen, wonach durch die Anwendung der Fachausdrücke Graph und Graphem gestrebt wird, um also gewisse Zeichenmengen und ihre Elemente terminologisch auseinander zu halten. Dieser Unterschied wird vermittels der Ausdrücke

Graphem t0 und Graphem t1

exakt beherrscht. Jener bezeichnet je ein Element einer Graphemenmenge (z. B. v 0t) und dieser je eine Graphemmenge (z. B. v 1t)1. Wenn man sicher sein könnte, dass in einem solchen Fachwort wie Laufgraphem (im Deutschen, löpgrafem im Schwedischen) der erste Teil (Lauf-,löp-) den Index t0 in jeder Hinsicht ersetzte, so wäre es auch möglich von Laufgraphemen und Graphemen zu sprechen.

In allen anderen Wissenschaften, in denen der Unterschied zwischen einem realen Ding und einer Menge von solchen Dingen in Frage kommt, aber in denen die Trennung zwischen Dingen und ihren Mengen nicht so schwierig und wesentlich ist wie in der Sprachwissenschaft, kann dasselbe

________
Ausdruck, mit dem man auch Mengen von Figuren und reale Figuren als Elemente gewisser Mengen charakterisiert. Weil man von den fraglichen Figuren auch sagen kann, dass sie Graphemen und Realisationen desselben Graphems sind, so decken die Wörter Graph und Graphem einander vollständig.

1 NB! den Unterschied zwischen den Indizes 0t und t0, 1t und t1, wo die Ordnung der Zeichen einen äusserst wichtigen Bedeutungsunterschied angibt. Z. B. Tisch 0t ist ein einzelnes wahrnehmbares Wort Tisch, aber Tisch t0 ist ein reales Möbel irgendwo. Wort 1t ist die Menge der allen realen Vorkommnisse der Wortform Wort (also der Nominativ des Wortes Wort), Wort t1 wiederum ist irgendeine Wortform, z. B. Wort 1t, Wortes 1t, Tisch 1t, Tisches 1t usw. Ebenso wird mit Graphem 0t ein einzelnes wahrnehmbares Wort Graphem bezeichnet, aber Graphem t0 ist ein einzelnes wahrnehmbares Element der Menge, die Graphem heisst und hier mit {Graphem t0} geschrieben wird.

54

Wort bzw. derselbe Fachausdruck für eine Menge und ihre Elemente dienen, ohne irgendwelche Schwierigkeiten hervorzurufen. In den Sprachen, die Artikel haben, kann man oft durch Artikel diesen Unterschied darstellen, z. B. das Haus und ein Haus; für niemandem ist wohl diese Zweiteilung vermittels der Ausdrücke Haus und Hausem vorstellbar. (In der Sprachwissenschaft haben wir dagegen zu unterscheiden Haus 0t und Haus t0, Haus 1t und {Haus t0}, Haus 2t, d. h. ein reales Wort Haus, ein Haus, die Wortform Haus, der Begriff Haus und das Wort Haus.)

Die Stellung der Graphemik in der Sprachwissenschaft. Die Ableitung des Wortes Graphemik ordnet diese der Phonemik zu, aber es ist ohne weiteres klar, dass ihre Aufgaben zu bestimmen sind, ohne als Muster die Phonemik zu benutzen.

Der Unterschied zwischen der Graphemik und der Phonemik ist wesentlich und folgt daraus, dass die Bestandteile der akustischen Sprache ganz und gar andere sind als die der optischen Sprache. Die Bestandteile der letztgenannten sind sichtbar und bleibend, auch der (chemischen) Zusammensetzung nach gut bekannt (etwa in der Schreibzeugindustrie) und diesbezüglich sprachwissenschaftlich kaum interessant, während die Bestandteile der erstgenannten Sprache schnell verschwindend, materielose Ereignisse (Schwingungsbewegungen in der Zwischenmaterie und nicht „Luft", wie H. J. Uldall nach Allén gesagt hat), zu deren blossen Observierung ja akustisch-physiologische Kenntnis und Instrumente erforderlich sind. Die graphematischen Aufgaben, die eine Sprache betreffen, sind allgemein dargestellt die folgenden:

1. Die Katalogisierung der aus verschiedenen Zeiten stammenden Schreibeinheiten, der Grapheme, sowohl der Grundgrapheme als auch anderer Grapheme in einer Sprache. Wenn die Frage von einem solchen Schriftsystem ist, was man schon von alters her lesen konnte, so ist diese Aufgabe im allgemeinen einfach zu lösen. Die Segmentierungsmethode, die Allén in seiner Untersuchung Kapitel „Segmentering" (S. 54-79) ausführlich dargestellt hat, wird sehr selten nötig sein. Die betreffende Katalogisierung erfasst natürlich alle Schreibzeichen, also auch andere als Buchstaben. Die Beschreibung kann sowohl syn- als auch diachronisch sein.

2. Besondere Aufmerksamkeit ist der Entsprechung zwischen den Einheiten der betreffenden geschriebenen Sprache und den ihnen zuzuordnenden Einheiten der gesprochenen Sprachen zu widmen, d. h. für die

55

Leseart, die man in verschiedenen Zeitaltern für die betreffende geschriebene Sprache verwendet hat.

3. Die Einwirkung der geschriebenen Sprache (meistens durch das Lesesprechen) auf die gesprochene Sprache bildet ihr eigenes interessantes Kapitel der Sprachwissenschaft.

4. Die Erklärung derjenigen Züge, in denen die geschriebene Sprache sich von der gesprochenen Sprache unabhängig gezeigt hat (z. B. nachdem die Schrifttradition sich gebildet hat). Es sei hier besonders auf das Bestehen der Schriftästhetik hinzuweisen (siehe den inhaltsreichen Artikel von Béla Zolnai „A látható nyelv" ( = Die sichtbare Sprache) in der ungarischen Zeitschrift Minerva (V, Budapest 1926, S. 18-71).

5. Nachdem die entsprechende Zuordnung geklärt worden ist, ist es möglich die Struktur und die Veränderungen einer Sprache darzustellen, welche sich zum grossen Teil auf die beiden Paarglieder der betreffenden Sprache beziehen. In dieser Darstellung sollen die spezifischen Eigentümlichkeiten beider einander entsprechenden Sprachen berücksichtigt werden.

Die Gleichberechtigung der Forschung der geschriebenen und der gesprochenen Sprache betreffend, die in den programmatischen Äusserungen betont worden ist, ist eine Frage, auf die eine exakte und allgemeine Antwort in positivem Sinne besser nicht anzustreben wäre. Da ja viele aller ruhmreichsten sprachwissenschaftlichen Entdeckungen sich gerade der geschriebenen Sprache anschliessen (die Keilschrift, die Hieroglyphen, die Lineare-B, die Orkhon-Inschriften, das Lesen der Indus-Siegel), so kann doch niemand im Ernst den sprachwissenschaftlichen Wert der Forschung der geschriebenen Sprache bezweifeln. Es ist jedoch klar, dass die Forschung der geschriebenen Sprache auch leicht unbedeutende Sachen betreffen und demgemäss also sprachwissenschaftlich für geringhaltig betrachtet werden kann. Alles hängt davon ab, was für ein Problem jeweilig behandelt wird. Niemand kann und möchte auch nicht verneinen, dass die geschriebene Sprache (besonders wie sie auf die oben dargestellte Weise als ein selbständiges Sprachsystem aufgefasst ist) für den Forscher ebenso bedeutungsvolles Forschungsmaterial bietet wie die gesprochene Sprache.

Adr. Prof. Dr. Aarni Penttilä,
Ritokalliontie 3
Helsinki
Finnland